Der Jahresstart war nicht lustig. Seit Monaten hatten die ganze Familie auf unsere Abreise hingearbeitet. Umzugsplatz im Container ist ziemlich teuer, weshalb wir uns von Dingen getrennt haben. Das war emotional eine ziemliche Belastung. Kein Zweifel: Unsere Wohnung war völlig überstellt und überfüllt und eine Entschlackung war dringend nötig. Mit unserem Neuanfang auf der anderen Seite des Planeten hatten wir bestimmt eine gute Motivation, grosszügig auf- und auszuräumen. Es hat sicherlich geholfen, im Zweifelsfall etwas grosszügiger mit der Kehrschaufel zu wirken, als wir dies ohne getan hätten. Trotzdem war viel Trennungsschmerz mit dabei, der sich in dieser Zeit auch öfter in familiären Wolkenbrüchen entladen hatte. Auf der anderen Seite hatte ich erstmals das Gefühl, in unserer Wohnung atmen zu können.
Dafür war ich energietechnisch am Boden. Die letzten Monate waren anstrengend, und dass der Marathon 2 Meter vor der Ziellinie abgesagt worden war, hat mich schliesslich emotional umgehauen. Ich kann mich an wenige Zeiten im Leben erinnern, an denen ich mich leer fühlte. Aber das war einer davon. Wir standen da, einen Grossteil unseres Hausrats in 40 gepackten Kisten im Keller, keine alternativen Optionen und ich Lust mehr. Wunderbar :(
Zu Beginn unserer Reiseplanung hatte ich einige Bücher übers Auswandern gelesen. Einer der Tipps war, es "mit ganzem Herzen" anzugehen, es allen zu erzählen, es nicht unter dem Deckel zu halten. Das habe ich befolgt. Es liegt mir und hat sehr viele Vorteile gebracht. Meine Bitte um Unterstützung in LinkedIn hat mir viele tolle neue Kontakte und Gespräche beschert. Nun aber kam die Schattenseite der Medaille: Alle wussten von unseren Pläne. Und dass viele, die uns Hilfe angeboten hatten, sich auch wieder nachfragen, "wie's läuft" zeigt, dass es Ihnen ernst war mit der Hilfe - aber ihnen in diesem Moment einzeln der Scheitern einzugestehen war nicht einfach. Es kostete Energie, die ich nicht hatte. Publik rausschreien wollte ich es nicht. Einerseits hätte es auch zu Reaktionen und Nachfragen geführt, andererseits hatte ich noch ein paar wenige hängige Bewerbungsverfahren, die ich nicht riskieren wollte.
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